nuernberger haiku (2)

Ein-Euro-Jobber.
Orange Westen sammeln.
Sauber wird's wieder.

da lauf ich so gemütlich durch die stadt und entdecke einen jener rentner, die mit passendem kissen an ihrem fenster in der dritten etage sitzen. verkehr beobachten. spielende kinder verscheuchen, egal ob deutsch oder mit osmanischen wurzeln. falschparker aufschreiben und der polizei melden. dass alter nicht automatisch eine auszeichnung ist für intelligentes und weises handeln, habe ich ja schon mal erwähnt. das schlimme ist hier halt das typisch deutsche. sich mal sachen am arsch vorbeigehen lassen geht nicht. ich bin alt, hab nen grauen bart, ich sag dir wo's lang geht.

aber dass du nicht immer wissen kannst, was der rechte weg ist, ist dir leider nicht klar. dazu bist du zu sehr der holzkopf, der sich selbst keine schuld zugesteht. selbst wenn du ein messer mit blut dran in der hand hast und vor der leiche stehst. "du nervst!" möchte ich ihm zurufen, aber das is mir dann doch zu anstrengend und lass ihn an seinem fensterchen verrotten, während er schon wieder zum telefon greift um den in zweiter reihe parkenden DHL-fahrer zu melden. quod erad expectandum. ich pfeif mir eins und wackel weiter richtung kino.

und wenn ich so nachdenke, wie dass woanders sein mag, fallen mir immer nur malerische italienische (französische, portugiesische,... etc) dörfer ein, in denen immer ein paar alte männer total gechillt auf ihrem bänkchen im schatten sitzen und die welt mit einem grinsen an sich vorbeiziehen lassen. vielleicht streiten die sich dann mal, ob der zug beim xten schachspiel an diesem tag wirklich so toll war. die belästigen wenigstens nicht die anderen mit ihrem scheiss.

mit sehnsucht setze ich meine hoffnungen auf den klimawandel - vielleicht sorgt der ja bald für mehr mediterrane entspanntheit. ich geh dann mal die heizung aufdrehen.

und das fenster aufmachen.

misanthropie für anfänger

wer schon seit langem unter guter laune leidet dem sei folgendes wärmstens zu empfehlen.

warten, bis das wetter wieder regnerisch wird. dann an einem samstag nach langwasser ins frankenzentrum.

wem das alleine noch nicht reicht, der sollte das schuhgeschäft besuchen, dass dem busbahnhof am nächsten liegt. einfach reingehen, sich an die ecke einer regalreihe stellen und warten.

nur wirken lassen. was fällt einem auf?

hektisches treiben, das selbst das von ameisen übertrifft, deren zuhause grade von einem betrunkenen mit wanderstiefeln zertreten wurde. grade so als ob es das letzte mal schuhe zu kaufen gäbe.

kunden, deren migrationshintergrund selbst erfahrensten forschern rätselhaft bleiben dürfte wechseln sich mit den üblichen langwasser-assis ab. und jeder rempelt einen in irgendeiner weise an. und wenn es nicht physisch ist, dann halt psychisch.

glücklich kann sich schätzen, wer von vorübergehender blindheit geschlagen wird - angesichts der klamotten und tätowierungen von unter-zwanzig-jährigen modeopfern. dem erspart sich dann wenigstens der anblick pickeliger schwabbel-brüste in viel zu weit ausgeschnittenen schlabber-pullis.

aber selbst wer bereits drei schwarze punkte auf seiner armbinde trägt, kommt auf seine kosten. wichtiger als körperhygiene scheint immer noch der erwerb von rauchwaren. machen wir uns nichts vor - geld mag zwar nicht stinken, aber kein geld manchmal eben doch.

und da wundern sich manche, wie es zu einem amoklauf kommen kann.

ich glaube, die waren vorher alle noch schuhe kaufen.