der alltaegliche wahnsinn in der noris

"die welt ist voll von irrsinnigen situationen und wahnwitzigen geschichten - man muß sie nur entdecken" ein wahrhaft philosophischer ansatz, dem man durch genaue beobachtung und eine gewisse arroganz leicht näherkommen kann.

Donnerstag, September 20, 2007

genieße das leben in vollen zügen

dieser satz ist ja bekanntlich bestandteil eines alten eisenbahner-witzes. was diesen morgen angeht trifft er zumindest jetzt noch nicht zu. Ich sitze im ICE nach frankfurt und muß irgendwie die zeit rumbringen. außer mir sitzen erst recht wenige leute mit im großraumwagen. andere zu beobachten fällt also als freizeitvergnügen erstmal aus. der leicht hektisch vor sich hin zuckende anzugträger schräg gegenüber ist nach einer halben stunde auch uninteressant geworden - erwähnenswert vielleicht, dass er fünfzehn minuten braucht, um sein notebook wichtig aufzubauen, dann aber nur zehn minuten unmotiviert drauf rumklickt. im anschluß gönnt er sich einen frischen kaffee zum preis eines erstklassigen mittagessens.

bis jetzt geht mir noch keiner der anderen mitreisenden auf den pinsel. nur der zugführer. dessen widerlicher dialekt kann doch nicht nur mich quälen. der einzige grund warum der noch an bord sein darf, ist doch wohl nur der, dass man hier die fenster nicht aufmachen kann. so, würzburg hbf ist verlassen, der zug ist jetzt voll. lauter frisches studienmaterial.

am besten finde ich die neue tischnachbarin des notebook-typen. eine notebook-tussi. und die is mal so echt wichtig. handy raus, ihren stecher (oder chef, oder beides) anrufen. inhalt des telefonats ungefähr folgender:

"guten morgen" - pause - "hmja, is kalt. hmhm müde bin ich auch." - pause - "ja, 2,8 grad" - pause - "hallo? - pause - "hallooo? bist du noch dran?" - tiefer, genervter seufzer - neuer anruf - "hallo? Hmja... mhmh... " - pause - "ich glaub du bist wieder weg" - noch tieferer seufzer, noch genervterer dritter anruf, diesmal klingelt's bei ihr. "son scheiss, wann kriegen die das endlich mal hin?" - pause, sinnloses geplänkel. dann auflegen.

endlich. ganz so wichtig scheint die gute ja doch nicht zu sein. sonst würde sie ja wohl nicht zweiter klasse fahren. so wie ich. aber auf ihrem tussi-notebook klopft sie dramatisch rum und vergnügt sich mit irgendwelchen tabellen.

aschaffenburg ist jetzt noch zwei minuten entfernt. heißt also, das ich die arschkrapfen um mich rum nur noch ne halbe stunde ertragen muss.

billiges parfüm, gemischt mit dem duft alten, abgestandenen kaffees weht herein, als sich im aschaffenburger bahnhof die türen öffnen. jedes mal ein neues erlebnis. aber solange die hier alle eine gesunde darmflora mit sich rumtragen, die nicht nach aussen dringt, ist alles im grünen bereich.

in FFM geht's dann rein in die s-bahn. auch ein spaß. und ich war immer der überzeugung, die gestalten in der nürnberger u-bahn wären übel. aber ab heute werd ich mich drüber freuen, einem fränkischen untergrundfreak zu begegnen.

zum abschluß noch ne taxifahrt mit nem netten inder, der mich ohne großes gelaber zum konferenzzentrum bringt.

und bereits im foyer treffe ich auf die ersten typischen entwickler und admins. planlos und desorientiert auf der suche nach der anmeldung, aber auf dem weg in den heizungskeller. als mir die vierergruppe nachläuft, bin ich mir sicher, auf dem richtigen weg zu sein. oder halten die mich für einen von sich?

die vorträge sind recht interessant - gut so, denn dann geht die zeit schnell rum. ich bin doch so unverträglich, allein unter fremden menschen. was auf alle fälle echt super ist: das mittagessen. und die snacks. und die kuchen. kostet mich nix und schmeckt deswegen gleich nochmal so gut.

am ende dann wieder in die s-bahn richtung frankfurt reinpressen, an jeder station wird's voller. der mief wird nicht besser und jeder ist froh, als sich der zug in ffm öfnet und alle in die freiheit entläßt.

mittlerweile bin ich also unbeschadet im ICE nach hause und habe eine verdammt teure, wenn auch mit 160km/h verdammt schnelle currywurst verputzt. einiges schmunzeln hat es mich auch gekostet - am bistrotisch im stehen hin und her geworfen durch weichen und kurven, habe ich endlich mal einen eindruck wie es sein muss, im vollsuff nahrung zu sich zu nehmen.

alleine bahn fahren zu müssen, ist zwar elend langweilig, fördert aber immerhin texte wie diesen zutage.

öfter brauch ich das aber echt nicht.